what am I doing here?

ein Reisebericht von Ingrid Weidig

„What Am I Doing Here“

… frage ich mich – frei nach Bruce Chatwin – nun schon seit 20 Jahren jedesmal wieder, wenn ich nach Rumänien fahre;
… wenn ich den allgegenwärtigen Müll und Dreck sehe, die vernachlässigten oder tot gefahrenen Hunde, die oftmals kaputten Straßen und die verfallendenden Industrieanlagen;
… wenn ich die dunklen BMW und Mercedes-Limousinen sehe, die bei ihren Überholmanövern die Pferdewagen in den Straßengraben drängen – with God on their side – und gleichzeitig die mit Plastikblumen geschmückten Kreuze am Straßenrand; manchmal zwei oder drei nebeneinander …

ABER wo es Schatten gibt, ist immer auch Licht und Sonne:
… die immer noch herzliche und unkomplizierte Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Menschen,
… neue sinnvolle Projekte und Ideen sind Versuche, sich aus der Misere zu befreien und selber Verantwortung für das wunderschöne und vielerorts ökologisch noch intakte Land zu übernehmen …

Rund 5 Wochen im Juli und August 2010 waren wir mal wieder in diesem anachronistischen Land unterwegs; irgendwo zwischen vorgestern und übermorgen liegt die Gegenwart.

Ankunft nach zwei Tagen Fahrt an der ungarisch-rumänischen Grenze bei Oradea: diese Grenze IST eine Grenze. Hier hört definitiv etwas auf, und etwas anderes fängt an, es ist anders als ein Grenzübergang von Deutschland nach Frankreich

Unser erster mehrtägiger Stopp in den westlichen Karpaten war auf Doru’s Wiese. Ausruhen, abhängen, „chillen“, meine Hündinnen können hier völlig frei herum laufen, spielen, toben, im Fluss plantschen oder faul im Schatten liegen: ein rumänisches Hundeparadies. Niemand beschwert sich, denn alle Hunde machen das hier so. Gassi gehen ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fremdwort. Immer mal wieder kommen Rüden von den benachbarten Bergbauerhöfen bei uns vorbei.

Das ist Doru, der zusammen mit seinen Eltern einen kleinen Hof führt, Käse erzeugt, Milch und Eier an privat verkauft, denn seine Erzeugnisse entsprechen aufgrund der traditionellen Erzeugung nicht den EU-Normen. Zum Glück.