Gesundheit unserer Hunde

Berechtigte Frage: welche gesundheitliche Gefahren für mich und meine Hunde gehen von einem Tierschutzhund aus?

Wenn Sie einen RumänienStreuner adoptieren oder zur Pflege aufnehmen, gefährden Sie dadurch Ihren eigenen Hund / Ihre Hunde? Schleppen Tierschutzhunde aus dem Ausland eventuell ansteckende Krankheiten nach Deutschland ein? Im Vordergrund steht dabei die Frage nach Krankheiten Virus-Krankheiten wie Tollwut, Parvovirose, Staupe und ähnliche. Gegen diese Erkrankungen werden die Hunde vor Ausreise geimpft und dürfen auch erst mindestens 21 Tage nach einer Impfung nach Deutschland einreisen. Lesen Sie mehr über die Impfungen unserer Hunde

Darüber hinaus wird oft nach den sog. Reisekrankheiten (auch Mittelmeerkrankheiten genannt) gefragt, die durch Mücken oder bestimmte Zecken übertragen werden und teilweise auch auf Menschen übertragbar sind.
Lesen Sie mehr über Reisekrankheiten und was wir testen.

Trotz vorgeschriebener Entwurmung und Entflohung bei Ankunft eines Hundes in einem Tierheim können wir nicht sicher davon ausgehen, dass das beispeilsweise im Auffanglager Piatra Neamt auch zuverlässig gemacht wird. Bei unseren Pflegestellen sind wir uns sicher, dass diese Vorschriften eingehalten werden, schon im eigenen Interesse, denn wer möchte seinen Garten und sein Haus voller Flöhe haben? Mehrzellige Darmwürmer werden abgetötet und ausgeschieden. Einzellige Darmparasiten wie Giardien und Kokzidien sind leider eine andere Geschichte. Lesen Sie mehr über inner und äußere Parasiten und was wir dagegen unternehmen.

Ein Teil der Hunde kommt im Welpenalter ins Tierheim oder direkt auf eine Pflegestelle, wenn sie Glück haben mit dem Muttertier, sehr oft jedoch auch ohne, weil irgendjemand sie irgendwo gefunden hat. Oft sind sie hochgradig verwurmt und voller Flöhe. Sie müssen dann zuerst entwurmt und entfloht werden. Erst einige Tage danach ist eine Impfung sinnvoll.

Sind die Welpen mindestens 5 – 6 Wochen alt (ohne Muttertier) bekommen sie die erste Parvo-Impfung speziell für Puppies. Inzwischen gibt es auch eine Staupe-Impfung für Welpen. Dadurch kann die Welpensterblichkeit drastisch gesenkt werden.
Welpen mit Muttertier bekommen diese Impfung im Alter von etwa 8 Wochen. 

Die Welpensterblichkeit durch Parvovirose ist durch diese konsequente Behandlung drastisch gesunken.

Im Alter von etwa 12 Wochen erhalten die Welpen die erste Polivalent-Impfung z.B von Virbagen oder Nobivac: DHPPi/L und die Tollwutimpfung.
D = Distemper = Staupe H = Hepatitis P = Parvovirose PI = Para-Influenza-Virus = Zwingerhusten L = Leptospirose

Etwa einen Monat später die zweite (ohne Leptospirose) Ein Jahr später sollte diese Impfung wiederholt werden, danach folgen wir den Leitlinien der . „Ständigen Impfkommission Vet“.: „Staupe, HCC, Parvovirose: Wiederholungsimpfungen ab dem 2. Lebensjahr in dreijährigem Rhythmus sind nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausreichend. Leptospirose: Jährliche Wiederholungsimpfungen (in Endemiegebieten häufiger) sind zu empfehlen.“

Tollwutimpfungen müssen in Rumänien in den Tierheimen alljährlich erfolgen und werden auch zuverlässig durchgeführt.

tollwutErwachsene Straßenhunde, die ins Tierheim kommen, werden einige Tage nach der Entwurmung sofort geimpft: gegen Tollwut, (einzige seuchenrechtlich relevante Impfung!) Zusätzlich: einmalig Staupe, Parvo, Hepatitis (minimum), die nach einem Jahr und anschließend alle drei Jahre wiederholt werden sollten. Dazu ist folgendes zu sagen: Das Immunsystem der Straßenhunde hat sich in der Regel mit diesen Viren auseinandersetzen müssen, Staupe und Parvovirose befallen in erster Linie Welpen und Junghunde. Hat ein Hund beispielsweise als Welpe auf der Straße die Staupe überstanden, ist er wahrscheinlich lebenslang immun dagegen. (Quelle: Molekulare Virologie, Susanne Modrow u.a.) Bei Parvovirose spricht man von mehreren Jahren. Erst sehr alte geschwächte Hunde, wie man sie mitunter auf den Straßen findet, können erneut an Parvovirose erkranken. Diese Hunde werden jedoch meist sofort eingeschläfert.

ALLE Hunde, die ausreisen, sind nach einem der oben beschriebenen Schemata geimpft und halten die entsprechenden Wartezeiten ein! Sie stellen also keinerlei Risiko für die Hunde der neuen Besitzer oder in einer Hundeschule, etc. dar. WELPEN werden ab jetzt erst im Alter von mindestens 6 Monaten in neue Familien abgegeben. Ausnahmen, die aus gesundheitlichen Gründen früher eingeführt werden, jedoch NIE jünger als 4 Monate sind, bleiben zuerst bei uns zur Beobachtung! Fünf Tage vor der Ausreise bekommen die Hunde das Breitband-Entwurmungsmittel Milbemax mit den Wirkstoffen Milbemycinoxim – Praziquantel, das auch der Prophylaxe der Herzwurmerkrankung dient. (Es gibt keine klaren Aussagen dazu, ob die rumänischen Karpaten als endemisch bezeichnet werden können). In berechtigten Verdachtsfällen beginnen wir eine Giardienbehandlung mit Metronidazol nach folgendem Schema: 5 Tage Einnahme, 5 Tage Pause, 5 Tage erneute Einnahme. Die zukünftigen Besitzer werden natürlich informiert und wir verweisen auf eine Internetseite von Swanie Simon, die Giardien erfolgreich naturheilkundlich behandelt.

Teil 2

Zum Thema „Mittelmeerkrankheiten“:

Immer wieder wird davor gewarnt, Hunde aus Süd- und Osteuropa ohne Tests auf Mittelmeerkrankheiten zu übernehmen, selbst wenn die abgebende Organisation versichert, dass es diese Krankheit im Einzugsgebiet nicht gibt.

Unsere Meinung dazu: Man kann Osteuropa nicht pauschal sehen: Im Beispiel Rumänien besteht ein riesiger klimatischer Unterschied zwischen dem heissen Süden und Südosten (Banat, Walachei und Dobrogea) und der Schwarzmeerküste und den alpinen Karpaten. Ditrau liegt in einem Becken zwischen den Äußeren und Inneren Ostkarpaten auf einer Höhe von 815 m. Die umliegenden Berge erreichen bis zu 2300 m. Das Klima ist extrem kalt im Winter (bis zu – 40°C) und gemäßigt warm im Sommer. Tagsüber kann es an sonnigen Tagen schon mal 30°C werden, aber die Nächte sind immer kühl, d.h. unter 20°C. Die die Mittelmeerkrankheiten verursachenden Parasiten können hier nicht überleben (In Bukarest oder Timisoara beispielsweise kann das schon ganz anders sein!)

Leishmaniose: Die Übertragung erfolgt durch Sandmücken „Mit dem ersten Auftreten von Sandmücken ist dann zu rechnen, wenn die niedrigste Nachttemperatur drei Nächte in Folge 20° C erreicht. Diese klimatischen Bedingungen werden etwa Mitte Mai in Süd-Frankreich, Nord-Italien, Nord-Spanien, Portugal, gesamt Ex-Jugoslawien und Nord-Griechenland erreicht. …“ (Quelle und weitere Infos: bei Parasitus-Ex)

Ehrlichiose, Babesiose, Hepatozoonose werden durch die braune Hundszecke verbreitet: „Die braune Hundezecke ist ab Zentralfrankreich südwärts in allen europäischen Mittelmeerländern einschließlich Portugal zu finden. Je weiter man in den Süden fährt, desto häufiger kommt die braune Hundezecke vor, dann meist sogar ganzjährig. Rhipicephalus ist im Gegensatz zu vielen anderen Zeckenarten nicht von hoher Luftfeuchte abhängig, sondern wird um so agiler, je trockener und wärmer es ist. In Deutschland fühlt sich diese Zeckenart als „Urlaubsmitbringsel“ in beheizten Räumen sehr wohl. Auch wird die braune Hundezecke in deutschen Tierheimen und Hochhauskomplexen immer häufiger angetroffen.“ Quelle: Parasitus-Ex

Dirofilariose = Herzwurmerkrankung „Besonders stark betroffene Länder sind die Inseln des Kanarischen Archipels, Südfrankreich, Spanien, sowie die italienische Po Ebene. Auch in Valencia, Murcia und Andalusien kommt diese Krankheit vor. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist sie eine Seuche grössten Ausmaßes und hat sich in den letzten zwanzig Jahren rasch verbreitet. Die Dirofilariose wird von einem Hund auf den anderen nur durch bestimmte Moskitoarten (Stechmücken) übertragen. … Das modernste Schutzverfahren gegen Filariosis besteht aus der monatlichen Verabreichung von IVERMECTIN oder MILBEMYCIN-Produkten, die speziell für Hunde gedacht sind.“
Quelle: Tierkardiologie.LMU
Alle Angaben ohne Gewähr!

Teil 3

Was gibt es sonst noch zur Gesundheitsvorsorge und Behandlung in Rumänien zu sagen?
Zuerst einmal muss man feststellen, dass Tierärzte in Rumänien eine ganz andere Ausbildung durchlaufen als wir das hier kennen: Veterinäre kümmern sich vor allem ums Vieh, also Rinder, Schweine, Pferde, manchmal auch um Schafe oder Ziegen. Hunde und Katzen oder gar Ziervögel stehen nicht auf dem Lehrplan. Daher sind Kleintierpraxen, wie wir sie kennen, vielleicht in der Hauptstadt oder in einigen wenigen Großstädten zu finden. Der Ausbildungsberuf „Tiermedizinische Fachangestellte“ ist dort höchstwahrscheinlich unbekannt. Tierheilpraxen oder gar Physiotherapie für Hunde sind unvorstellbar, da es sie ja kaum für Menschen gibt! Seit 2010 mussten wir leider immer wieder erleben, welche Schäden einige Tierärzte aus Unkenntnis oder Desinteresse bei den Hunden angerichtet haben.


Erstaunlich ist jedoch, was unsere Hunde dort wegstecken und überleben. Sie haben ungeheure Selbstheilungskräfte und einen ungebrochenen Überlebenswillen, der sie mit manchen Wunden und Infektionen fertig werden lässt, die wir uns hier kaum vorstellen können. Aber wenn es irgendwie möglich ist, nehmen wir schwer verletzte oder frisch operierte Hunde, die ausreichend geimpft sind, mit nach Deutschland. Das sind nur einige Gedanken zur Hundegesundheit in einem Land, in dem das Dasein eines Hundes sehr oft auf wenige Worte reduziert werden kann: „Ein Hund der nicht bellt, taugt nichts, und so lange er frisst, ist alles in Ordnung mit ihm.“ Vor allem den 2. Teil dieses Satzes habe ich auch schon in unserem Tierheim mehrfach gehört.

Wir sind nun seit mehr als fünf Jahren dort tätig und kämpfen gegen „jahrhunderte alte“ Ansichten an.

Manchmal ist es der berühmte Kampf gegen Windmühlen. Nur ganz behutsam und allmählich kann ich dem etwas dagegensetzen. spendenGerade das Thema „Wundbehandlung“ ist immer wieder enorm wichtig ist. Dabei steht Calendula innerlich und äußerlich an erster Stelle, ebenso wie Behandlung mit Traumeel, je nach Art der Verletzung. Umschläge, Verbände müssen täglich erneuert werden, infizierte Hunde dürfen nicht draussen herumlaufen und im Dreck spielen …. All das ist sehr sehr schwer zu vermitteln, es sind doch schließlich nur Hunde, und Hunde gehören in Rumänien nun mal nicht in ein Haus. Und sie müssen sehen, wie sie klar kommen. Damit solche Behandlungen konsequent durchgeführt werden können, müssen die Materialien aus Deutschland geschickt werden. Auch Traumeel-Injektionen sind dort nicht zu bekommen. Vernünftiges Verbandsmaterial hat im Tierheim Seltenheitswert. Selbst bei Tierärzten ist es nicht unbedingt vorrätig.

Wir sind glücklich, dass immer genug Spendengelder dafür zur Verfügung stehen, um hier die benötigten Vorräte einzukaufen. Sehr vieles wird auch direkt als Sachspende an uns geschickt.