Norocki

Geschlecht: weiblich
Geburtsdatum: Januar 2023
ungefähre Größe: noch im Wachstum, wird mittelgroß
Taufpatenschaft: Melanie G.

Norocki wurde nur knappe 8 Monate alt - ihre traurige, aber leider so typische Geschichte möchte ich hier erzählen

Ich habe Norocki am 24. Mai 2023 kennen- und lieben gelernt. Gemeinsam mit einer rumänischen Tierschutzfreundin aus Norockis Geburtsort haben wir sie gerettet. Für uns sind die Verhältnisse in denen sie lebte, furchtbar, leider sind sie dort üblich: Hündinnen, die an Ketten leben, werfen Welpen, die oft kurz nach der Geburt von den Menschen getötet werden oder an Krankheiten sterben. Ich klage niemanden an, ich möchte nur diesen Kreislauf der schulterzuckenden Hilflosigkeit und Gleichgültigkeit unterbrechen. In trauriger Erinnerung an eine kleine Hündin, die so gerne gelebt hätte, veröffentliche ich hier Ausschnitte meines Pflegestellen-Tagebuches. Es ist naturgemäß sehr subjektiv.

Vorgeschichte:

Mitten im rumänischen Winter, Ende Januar 2023, in einem abgelegenen Dorf auf einem kleinen Bauernhof in den nordöstlichen Karpaten, kommt eine kleine Hündin auf die Welt, gemeinsam mit 8 Geschwistern. Ihre Mutter lebt an der Kette, sie hat eine kleine Hütte. Dort wurde sie läufig und von dem herumstreunenden Rüden eines Schäfers gedeckt. Die Zäune rund um das Grundstück kann ein Hund leicht überwinden. Nach ca. 2 Monaten wirft die Hündin neun Welpen und säugt sie. Von ihren Besitzern bekommt sie alle paar Tage etwas zu fressen, das reicht natürlich nicht aus. 6 Welpen sterben.
Damit sich die Mutter ihrer eigentlichen Aufgabe, das Grundstück zu bewachen, wieder besser widmet, werden ihr die Jungen bald weg genommen und in einen Hühnerstall gesperrt. Es gibt mehrere Hündinnen an Ketten auf diesem Hof …

So beginnt das Elend unzähliger rumänischer Hunde, für die es besser wäre, sie kämen gar nicht erst auf diese Welt!

Am 24. Mai lerne ich Norocki kennen

24. Mai, Kastrationsaktion in Stejaru. Wir holen eine Hündin von einem Hof ab, um sie kastrieren zu lassen und werden sie später wieder zurückzubringen. Die Menschen wollen oder können die paar Kilometer nicht selber fahren. Egal, wir kommen sowieso dort vorbei und Mirela füttert heimlich die Kettenhunde, wenn die Besitzer nicht da sind. Es sind drei Hündinnen und ein Rüde.

So habe ich die Möglichkeit, mir den Hof etwas genauer anzusehen. Der Besitzer zeigt uns die Welpen. Sie sind ca. 3 Monate jung und hausen in einem völlig verdreckten Hühnerstall. Von 9 Welpen sind inzwischen 6 gestorben. So ist das eben. Nicht schön, aber „ce să face?“ – was kann man da machen? Wir können ihn überreden, uns ein viel zu dünnes, verwahrlostes und offensichtlich krankes Welpenmädchen mitzugeben.

Die kleine zarte Hündin hat Fieber und mag nicht fressen. Der Verdacht liegt nahe: Parvovirose. Das Todesurteil für ca. 80% aller Welpen dort. Ihre Ausscheidungen haben den typischen unverwechselbaren Geruch. Aber sie ist relativ munter. Sie bleibt erstmal im Badezimmer, separiert von den anderen Hunden. 

Der Name Norocki ist abgeleitet von Glück = noroc.
Sie ist so lieb und geduldig, freut sich, wenn man zu ihr kommt, wedelt mit dem Schwänzchen und möchte einem ganz nahe sein.

25. Mai, Norocki hat Parvovirose

Heute fahren wir mit ihr zum Tierarzt, der Verdacht wird bestätigt: Parvovirose!
Trotz dieser schweren Infektion ist sie relativ munter, hat nur leichtes Fieber, und keinen Durchfall. Auch trinkt sie selber und muss nicht an den Tropf. Wir haben Hoffnung, dass die Infektion unkompliziert verläuft.
Allerdings mag sie nicht richtig fressen, aber nachdem wir nach das für die Prinzessin passende Welpenfutter gefunden haben, wird auch gefuttert. So oft es unser sehr enger Terminplan erlaubt – schließlich ist Kastra-Aktion und es stehen zahlreiche Besuche in Tierheimen an – bin ich bei der Kleinen im Bad. Sie freut sich über jede Zuwendung, kuschelt und wickelt mich um ihre kleinen flauschigen Pfötchen. Manchmal trage ich sie auf eine große Wiese, damit sie Sonne und frische Luft bekommt. Sie läuft an der Leine, als wäre das ganz normal. Sie passt genau auf, wo ich bin und will mir folgen. Sie ist noch schwach, aber fröhlich. Wir sind fest überzeugt, dass sie auf dem Weg der Besserung ist. Das wird vom Tierarzt auch bestätigt. 

Ich verspreche ihr: wenn sie es schafft und gesund wird, darf sie zu mir kommen und ich suche eine liebevolle Familie für sie. Sie ist so tapfer und beklagt sich nicht.

1. Juni Norocki geht es schon viel besser!

Jetzt darf sie zu den anderen älteren und schon geimpften Hunden. Unsere kleine Prinzessin Norocki ist fröhlich und verspielt, wie es sich für Welpen gehört. Meine Zeit in Rumänien ist zu Ende und ich lasse sie bei Mirela, in der Hoffnung, dass sie dann bald zu mir.

2. Juni. Rückfall. Norocki ist sehr krank

Kaum bin ich einigermaßen Zuhause angekommen, erhalte ich von Mirela die Hiobsbotschaft:

02.06.2023, 09:42
Hi, Hope you are ok. Unfortunately, Princess is not ok, started to vomit and the parvo smell came. I am at Piatra vet, positive test to parvo. They put her on perfusion and she will remain there!
(Leider ist unsere kleine Prinzessin nicht OK, sie hat begonnen sich zu übergeben und der Parvo-Geruch kam. Ich bin mit ihr bei Piatra-vet, der Parvo-Test ist positiv, sie bleibt dort und bekommt Infusionen.)
Es ist wie ein Schock. 2x Parvo? Vielleicht ist es ein mutiertes Virus? 
Am 3.6. hat sie sogar blutigen Durchfall und ihr Leben ist jetzt akut bedroht. Wir machen uns riesige Sorgen um die Kleine.
Am 5.6. geht es ihr ein kleines bisschen besser und Mirela bringt ihr gekochtes Hühnchen, was sie frisst.
Am 7.06. darf sie nach Hause, sie hat gekämpft und erneut gegen die Parvovirose gewonnen!

Jetzt geht es bergauf mit ihr!

Sie erholt sich und spielt fröhlich mit den anderen Welpen dort. Alle paar Tage bekomme ich Videos von ihr, einem sehr vergnügten wild tobenden oder friedlich schlafenden Welpen. Endlich darf sie eine glückliche Welpenzeit genießen. Ich freue mich so sehr auf sie, unsere Prinzessin Norocki soll groß und stark und wunderschön werden. Ich werde eine tolle Familie für sie finden! Am 23.06. wird sie gegen Tollwut geimpft. Drei Wochen später darf sie dann ausreisen!

16. Juli. Zwischenbericht und Fotos

Mirela schreibt:
She is about 35 cm high and maybe 10 kilos.
She is nice, gentle, the nerd of the gang. 
She is afraid of barkings and noises and she prefers to stay with me. 
She plays, she eats a lot and pees outside.
The little brown dog is her best pal. They sleep together, eat from the same plate and they play and walk together. Hard to believe but Karamik is protecting her! It is so lovely to see them together all the time. He shows her the way to go to pee, he pees first and then he looks ar her: „Now you pee“
They are so funny

Am 29.Juli kommt die kleine Prinzessin Norocki bei mir in Weißenborn an.

Wir holen sie am späten Nachmittag vom Transporter ab. Ich bin mir ganz sicher: Sie erkennt mich wieder!
Bei uns angekommen erledigt sie ein paar wichtige Dinge draußen auf der Wiese, marschiert dann tapfer in die Küche, lernt meine Hunde und die Pflegies Ruby und Martha kennen. Martha ist 2 Monate älter, und die beiden verstehen sich auf Anhieb. Man merkt, dass Norocki unbefangen ist, und ihre Erfahrungen mit Menschen bisher positiv waren. Sie hatte eine gute Zeit bei Mirela, und die Tage der Krankheit scheinen vergessen zu sein. Sie lebt im Jetzt und Hier.

30. Juli – 05. August Norockis erste Tage bei uns

30.07. Die Prinzessin stinkt zum Himmel, es ist schön warm draussen und Norocki wird gebadet. Ich glaube sogar, es gefällt ihr. Danach ist sie sauber und ganz fluffig weich. So hübsch. Sie hat sich schnell mit Ruby und der fast gleichaltrigen Martha angefreundet: ein herrliches Laufen und Spielen auf der Wiese. 
Norocki wirkt noch erschöpft, und legt sich schnell wieder hin. Sie ist müde nach der langen Fahrt und vielleicht steckt ihr die Krankheit auch noch im Körper. Trotz der zahlreichen Antibiotika und Medikamente ist ihre Verdauung prima. Ich bin sehr erleichtert darüber!
Sie ist sanft, freundlich, klug, mutig und sehr anhänglich. Sie möchte alles erkunden, kennt erstmal keine Grenzen, akzeptiert aber problemlos unsere Regeln. Ihr Platz ist an meiner Seite. Für sie ist das ganz klar. Ich muss aufpassen, mich nicht in einen Welpen zu vergucken. Der Altersunterschied von über 69 Jahren ist zu groß und meine Oldie-Hunde zwischen 9 und 15,5 Jahren sind nicht wirklich entzückt. Meistens läuft sie hinter oder neben mir, spielt gerne und apportiert geworfene Bälle von sich aus. Die Kleine Nocki lernt schnell! Leider auch eine Menge Blödsinn, den Martha und Ruby ihr vormachen. Ich bin erstmal froh, dass sie gesund ist.

Zusammen mit meiner Hündin Shahri läuft sie ganz lieb an der Leine, und entdeckt die Welt ausserhalb unseres Gartens
Derzeit wiegt sie knapp 11 kg und hat eine Schulterhöhe von ca. 44 cm.

Sonntag, 06. August

Traumhaftes Wetter. Norocki kommt früh morgens an mein Bett und meint, dass sie bereit ist für einen neuen spannenden Tag. Wir werden spazieren gehen und die Zebus besuchen. Ich staune wie mutig sie ist mit Shahri an ihrer Seite, wie gelehrig sie ist, wie sehr sie sich an mir orientiert. Ich lasse sie auf einer großen übersichtlichen Wiese auch mal mit der Schleppleine frei laufen. Sie will gar nicht weg rennen, sondern sucht meine und Shahris sichere Nähe.
Sie hat keinerlei Probleme mit den Treppen im Haus, im Auto setze ich sie angeschnallt auf die Rücksitzbank. Sie findet alles gut, wenn sie nur in meiner Nähe sein darf. Männer findet sie allerdings eher bedenklich, ich bin sicher, das wird sie noch lernen, schlau wie sie ist. Ich würde sie so gerne behalten!
Aber kann ich ihr das bieten, was sie braucht?

Ich möchte die weltbeste Familie für "meine" Nocki finden!

NOROCKI sucht ihre Menschen!.
Abenteuerlustig, selbstbewusst, fröhlich und immer gut gelaunt stapft sie durch’s Leben und findet jeden Tag etwas neues Spannendes zu entdecken. Mal sind es die Zebus, mal ein Schaf, mal ein Schmetterling … Spazierengehen ist toll, spielen ist toll, fressen und schlafen auch. Einfach das ganze Leben genießen. Norocki ist vom Typ her ähnlich wie ein Hütehund (Aussie, Border Collie) sie ist sehr gelehrig und möchte immer in der Nähe ihrer Menschen sein. Aber das wunderbare ist: man kann sie überallhin mitnehmen, sie ist eine sehr liebe gehorsame Begleiterin. Auch Autofahren, Treppenlaufen und ähnliches sind kein Problem für sie. Sie sucht eine Familie, in der immer etwas los ist, oder alternativ könnte man sie auch mit ins Büro nehmen etc.

Bisher hat sie zum Glück kaum schlimme Erfahrungen gemacht, nur Männer sind ihr manchmal etwas unheimlich, aber sie ist schlau und erkennt schnell, wer es gut mit ihr meint. Norocki möchte die Welt kennenlernen, beim Spazierengehen an der 10meter-Leine ist sie sehr lieb, lässt sich sogar schon recht gut abrufen und hat ihre Menschen und ihre Hundekumpel immer im Auge. Immer schön nahe bleiben verspricht Sicherheit!
Sie lebt in einer Hundegruppe von insgesamt 6 Hunden, spielt, tobt und entspannt mit allen zusammen.
Norocki freut sich auf ihre Familie! Wer sie kennenlernen möchte ist herzlich in Nordhessen bei Eschwege willkommen.

11.-21. August

Norocki lebt sich immer besser bei uns ein. Oft ist es drückend heiss und die Hunde liegen einfach nur faul herum. Martha ist am 15. August ins neue Zuhause umgezogen. Norocki und ich haben sie dorthin begleitet. Nocki kann man überall hin mitnehmen. Danach ist es bei uns viel ruhiger geworden. Vermisst Norocki die kleine Freundin, sie ist stiller geworden? Leider ist sie nachts nicht stubenrein, tagsüber stehen immer Türen nach draussen zum Garten offen, aber fast jede Nacht passiert etwas, daher muss sie in den Quarantäneraum. Ruby begleitet sie, dort gibt es dann noch Extra-Futter für die Pflegies. Beide freuen sich darauf und schlafen ruhig und zufrieden.

Überhaupt ist Norocki entsetzlich dünn! Sie bekommt extra gutes hochwertiges Futter, Nahrungsergänzungsmittel und Öl. Sie wächst in die Höhe, aber sie setzt keine Muskeln an! Zudem – und das finde ich arg beängstigend – setzt sie ihre Hinterläufe seltsam unkoordiniert auf, vor allem, wenn sie die kleine Anhöhe vom Hof zur Terrasse hochläuft. Ihr Gang erinnert mich erschreckend an den einer Hündin, die ich über viele Jahre hautnah begleitet hatte. Sie hatte beidseitige Hüftdysplasie! Sie bewegt sich überwiegend mit den Vorderläufen vorwärts, und zieht dann beide Hinterbeine gleichzeitig nach. So dass sie von hinten aussieht wie ein hoppelnder Hase.
Es folgen lange Abende im Internet, Ich finde den mir bis dahin unbekannten Begriff BUNNY-HOPPING und der verheisst absolut nichts Gutes. Ich muss Nocki besser beobachten!
Gleichzeitig wird Norocki noch anhänglicher, so sehr, dass es schon ziemlich anstrengend für mich ist. Sobald sie mich mal nicht sieht, kläfft sie aufgeregt, schreit und sucht mich. Ich bleibe meist auf dem Gelände und sie ist immer in meiner Nähe. Ab dem 20. August beginnt sie abends zu fiepen und zu jaulen, als würde ihr etwas weh tun. Nach einem 20 minütigen Spaziergang ist sie völlig erschöpft. Manchmal erkennt sie mich auch gar nicht von weitem. Ich nehme mir vor, mal testen zu lassen, ob sie eventuell sehbehindert ist?

Wir fahren am 21.9. zu einer Tierärztin, sie untersucht Norocki, hört Herz und Lunge ab, gibt mir Ohrentropfen gegen die verdreckten Ohren mit und behauptet, dass Norocki gesund sei. An ihrem Bewegungsapparat sei alles in Ordnung. Sie lässt alle Tests und Übungen klaglos über sich ergehen. Wenn sie in der Ebene neben mir läuft sieht das gut aus. Aber meine Zweifel bleiben. Vielleicht wächst sie ja auch nur ungleichmäßig.
Ich rede mir ein, dass ich Gespenster sehe, muss aber immer an die Hündin Fee, den Rüden Panju und einige andere denken, da habe ich die HD doch auch erkennen können. Nein, so schlimm ist es bei Norocki nicht!

Neben Prinzessin Norocki habe ich auch noch 4 andere Hunde zu versorgen und meine 15,5 jährige Hündin Shahri hat auch so einige altersbedingte Problemchen und braucht mich ständig in ihrer Nähe, sie ist taub, ein wenig dement, ihre Gelenke schmerzen, wenn sie aufsteht und so weiter …. Wir freuen uns über jeden weiteren fröhlichen und gesunden Monat mit ihr! Sie braucht mich, regelmäßige Spaziergänge, Futter, ein bisschen seniorengerechtes Frisbeespiel und Abends Kuschelrunden auf dem Sofa. Ida, Muffin und Ruby sind ja auch noch da.

Doch immer häufiger fiept, jammert, weint und schreit Nocki abends in ihrem Körbchen. Ich beobachte, dass es ihr weh tut, wenn sie sich umdreht, es sind die Hüften! Sie hechelt mehr als alle anderen Hunde, ihre Zunge ist sehr dunkelrot. Das kann auf Entzündungen hinweisen!

Wir fahren am 1.9. zu einer anderen Tierärztin! Das Ergebnis der Untersuchungen ist nicht schön: eine akute eitrige Entzündung der Vagina, eventuell sogar der Gebärmutter! Es kann auch zusätzlich ein Blasenentzündung sein. Arme Nocki, ob das ihre Schmerzen hervorruft? Es wäre eine „schöne“ Erklärung, dass ihr Immunsystem noch von den Nachwirkungen der Parvosinfektionen geschwächt ist.
Sie bekommt das Antibiotikum Amoxiclav und das Schmerzmittel Metamizol.

Ich weise wieder auf Norockis Gang hin, doch bei der „Vorführung“ auf einer ebenen Strecke läuft sie sehr schön. Das Bunny-Hopping tritt vor allem im unebenen Gelände auf und wenn sie herumtollt. Daher soll Norocki am 5. September zwecks Röntgen und Ultraschall sediert werden. 

Der Kleinen geht es immer schlechter, die Antibiotika helfen leider nicht. Mal weint und jammert sie, wenn sie mich nicht sehen kann, bellt sie unaufhörlich so laut und hektisch, dass ich manchmal wütend werde und sie anschreie. Doch sie versteht das nicht, kommt schwanzwedelnd an und kuschelt sich vertrauensvoll an mich, es ist zum Heulen. Es wird bestimmt bald besser! Die Tage sind heiss, drückend und sehr sehr anstrengend. Ich kann fast nichts mehr machen. Ständig will die Kleine meine Aufmerksamkeit, sie schläft kaum, ausser nachts für 6-7 Stunden. Früh morgens geht das Gekläffe wieder los, ich lasse die Hunde raus, füttere sie und putze erstmal den Quarantäneraum. Nur selten kann sie über Nacht Urin und Kot halten, egal wie lange ich Abends mit ihr draussen bin. Irgendwann ist die Entzündung hoffentlich überstanden. Gutes Futter, frische Luft, Fürsorge und die Medikamente werden helfen!

Die Kleine ist so bezaubernd, dass sie alle Mitarbeiterinnen in der Praxis um ihre Plüsch-Pfoten gewickelt hat. Mich natürlich auch. Sie ist so weich und ihr Fellchen wird immer länger und seidiger. Sie ist wunderschön. Doch ihre Augen sehen manchmal so traurig aus. Ich hoffe so sehr, dass sie bald als fröhlicher Junghund unbeschwert über die Wiesen laufen kann!

5. September. Das wird der schlimmste Tag in meinem Zusammenleben mit Norocki!

Norocki wird geröngt und die Bilder zeigen das ganze Ausmaß ihrer deformierten Hüftgelenke! Zudem stehen zwei Wirbel im Hüftbereich sehr eng nebeneinander. Es könnte sein, dass sie aneinander reiben? Ich will das alles nicht wahr haben.
Im Ultraschall zeigen sich ihre inneren Organe unauffällig, die Gebärmutter ist OK, die Vaginitis bekommen wir bestimmt in den Griff, obwohl es darin noch furchtbar aussieht! Da wir inzwischen wissen, dass die Keime ganz normale Allerwelts-Erreger sind, sollten eine Behandlung mit einem anderen Antibiotikum und dazu Scheidenspülungen Erfolg haben. Ihr Immunsystem ist einfach noch nicht stabil genug.

Die Röntgenbilder sind sehr deutlich, und im Verein sind wir uns mehr oder weniger einig, dass es wohl das Beste ist, sie zu erlösen, sobald die Schmerzen unerträglich werden. Jeder hat Erfahrungen mit HD-Hunden und deren Leidensweg. Die Tierärztin schlägt eine beidseitige  Femurkopfresektion vor, erst rechts, weil sich dort der Femurkopf völlig ausserhalb des Hüftgelenks befindet. Ein halbes Jahr später dann eventuell die andere Seite. Doch Nocki ist noch nicht ausgewachsen, da sind die Chancen unsicherer. Später könnte man ihr eventuell mit Goldimplantaten weitere Schmerzen ersparen. Doch wer adoptiert schon eine Hündin, deren TA-Kosten sehr wahrscheinlich enorm sein können, und die trotzdem immer wieder Schmerzen haben wird?

Wieder recherchiere ich lange Abende im Internet, während Norocki neben mir leise fiept, jammert oder schreit. Es kommt mir nicht richtig vor, sie einzuschläfern, weil sie doch noch so jung ist. Sie hat schon so viel durchgemacht in ihrem kurzen Leben, sie war so tapfer und hat gekämpft … …
1000 Fragen, 1000 Zweifel ….
Ich möchte es versuchen, möchte die erste Operation mit ihr zusammen durchstehen, vielleicht wird ja alles gut. Süße kleine Nocki. Sie hat in den letzten Wochen ein wenig zugenommen, wiegt jetzt fast 15 kg bei 48 cm Schulterhöhe. Aber sie hat kaum Muskulatur!

6. - 14. September

Vom 6. – 14. September fahre ich fast jeden Tag mit ihr in die Praxis zur Scheidenspülung. Dabei bekommt sie ganz besondere Leckerchen.
Sie ist so unglaublich lieb und geduldig und kuschelt sich dabei an die Tierarzt-Assistentinnen. Sie steht auf dem Behandlungstisch und lässt das alles über sich ergehen. 
Allmählich verschwindet die Entzündung, die Scheide sieht gut aus, doch die Schmerzen hören nicht auf! Sie werden täglich schlimmer. Meine anderen Hunde sind immer verstörter, Angsthäschen Ida kommt nur noch selten ins Haus, oder versteckt sich im Flur, weil sie nicht weiss, was mit Norocki geschieht.
Um mal mit den anderen Hunden spazieren zu gehen, und selber auch mal zur Ruhe zu kommen, bringe ich sie gemeinsam mit der inzwischen etwas verunsicherten Ruby immer wieder in den Quarantäneraum, eine ebenerdige Waschküche mit Tageslicht. Dort bekommen die beiden extra Futter, Rinderkopfhaut.
Norocki erhält jeden Morgen die Höchstdosis Metacam und Abends spritze ich ihr Vetalgin (= Novalgin für Tiere). Damit haben wir dann ein paar Stunden Ruhe ….

Leider haben alle ihre bisherigen Interessenten, die Nocki vorher so „bezaubernd “ fanden, abgesagt. Ich kann es ihnen nicht verdenken.

Durch einen Facebook-Spendenaufruf finden sich viele liebe Menschen, die für Norocki Geld spenden, um die bevorstehende Behandlung zu ermöglichen. Auch findet sich eine Pflegestelle in meiner Nähe, die Nocki nach dem Ziehen der Fäden für 2 – 3 Monate übernehmen kann. Das macht Mut, ich will es versuchen!

Doch 1000 Fragen, 1000 Zweifel bleiben … Ist es vielleicht doch besser, sie zu erlösen? Wird sie jemals schmerzfrei sein? Wird sich eine Familie finden, die das alles mit ihr durchsteht? 

21. September

Am 21. September morgens um 8.30 liegt Norocki schlafend auf dem Operationstisch. Es wird eine Femurkopfresektion durchgeführt.  Doch schon während der Narkose muss sie zusätzliches Morphium bekommen, da ihr kleiner Körper Schmerzsignale aussendet, die nicht von der eigentlichen Operation herkommen können! Das ist ungewöhnlich, wie mir bestätigt wird. Mittags um 12 ist sie schon wieder wach und schreit die Praxis zusammen und kann nicht still gehalten werden. Sie wimmert ( von den Narkosemitteln) und versucht aufzustehen, will weglaufen, kann es nicht. Erst als ich da bin, wird sie etwas ruhiger. Das Morphium wirkt bei ihr nicht richtig, ich soll alle 5 Stunden Novalgin spritzen. All das muss doch von dem sowieso schon geschwächten Körper abgebaut werden! Um zwei Uhr sind wir wieder zuhause, die Kleine schläft und ich hoffe, dass sie nun endlich zur Ruhe kommen kann. Arme kleine Hündin, sie wirkt so dünn und ausgemergelt! 
Was dann kommt, sind fast 24 Stunden Alptraum: Sie schreit, weint, beisst um sich, egal was ich mache, nichts hilft ihr: Metacam, Novalgin, aber auch Arnica C200, Traumeel und was mir sonst noch einfällt. Ich lege mich zu ihr in die Kudde, die ja groß genug ist. Halte sie ganz fest, aber die Schmerzen kommen wellenartig immer wieder. Sie schreit so entsetzlich, dass fast alle Hunde das Zimmer fluchtartig verlassen. Norocki, wir stehen das durch, kleine Maus.

Irgendwie schlafe ich für ein paar Stunden, nachdem ich ihr Bettchen so gestellt habe, dass sie nicht aufstehen kann, und stopfe mir Ohropax in die Ohren.

22. September

Am frühen Morgen will sie aufstehen. Sie darf aber nur mal ganz kurz an der Leine zum Pinkeln raus. Aber sie will raus, humpelt auf drei Beinen, frisst ein bisschen und bricht auf der Terrasse schreiend zusammen. Ich trage sie zurück ins Haus. Ihr Blick sagt mir: Ich will nicht mehr. Diese Schmerzen kann ich nicht mehr aushalten. 
Die kommen nicht von der Hüft-Operation, die sind zu überwältigend. Da muss noch etwas anderes sein, vielleicht an der Wirbelsäule? Wir werden es nie erfahren.

Am 22. September gegen 12 Uhr mittags schläft sie in meinen Armen für immer ein
Sie läuft jetzt schmerzfrei über den Regenbogen in eine bessere Welt. Die Schmerzen bleiben bei uns …
1000 Fragen, 1000 Zweifel bleiben …

Norocki wurde nur knapp 8 Monate alt. In uns lebt sie weiter.  Ich bin unendlich traurig.

Ingrid Weidig,
24. September 2023

Ich bedanke mich bei allen lieben Menschen, die für Norocki Daumen gedrückt, gebetet, Mantren gesungen oder auch Geld gespendet haben. Ich war in der Zeit nicht alleine, habe viele liebe Wünsche bekommen und mit zahlreichen Menschen geredet. Ganz besonderer Dank geht an Bernhard B. und Tania C., die das mit mir durchgestanden haben.

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